Switzerlands longest Climb

d Definiere Leidenschaft – eher schwierig! Ein Indiz für Leidenschaft ist meist die Absenz von analytisch-rationalem Nutzenabwägen. Anders wie in unserer auf Kosten-Aufwand-Ertrag ausgerichteten Alltagswelt treten diese Faktoren in den Hintergrund, sobald wir für etwas Feuer gefangen haben.
e Define passion – quite impossible! Usually the absence of analytic-rational thinking is a sign for passion. When it doesn’t matter anymore if something is utilizable and profitable.
naret_trip1d So geschehen nach dem mir Jonas von der Idee erzählte, der Maggia im Tessin bis zu derer Quelle Lago del Narèt in die Berge zu folgen. Das Tessin ist eh immer eine Reise wert. Irgendwie kommt es bei Radtouren oft zu kurz, da es unterbewusst der Ort ist, welchen man erreicht, nachdem man die Alpen überquert hat – und darauf liegt meist das Augenmerk.
Bald wurde klar, dass von Locarno aus bis zur Quelle der Maggia ein Anstieg von einer Länge von 60km zusammen kommen würde, und es sich somit um den längsten Aufstieg der Schweiz handeln würde.
Bis zu dem Moment, wo sich unser Nachbar am Vorabend auf der Veranda erkundigt, wie lange ich  vorhätte im Tessin zu bleiben, habe ich keine Sekunde lang abgewägt, wie sinnvoll es sein könnte, 8 Stunden Zug zu fahren um 120km Rad fahren zu können.
Und wieso? Weil ich seit Wochen an dieses Abenteuer mit Freunden denken muss; teils schmale und beinahe unbefahrene Strassen, mehrere Staumauern und ein Anstieg von über 2’000 Höhenmetern – was will man mehr? Alles andere sind Details welche gerne in Kauf genommen werden.
e That’s what happen when Jonas told me about his idea of following the river Maggia to it’s spring. The italian part of Switzerland – called Ticino – is always a good visit. But often among the shades of the alpine passes which are between us. We soon realized that starting in Locarno we would have what is Switzerlands longest climb – 60km! So who thinks bout 8 hours in train, if narrow paths, three dams, over 2’000m of gradient and a nice lil adventure with friends awaits you?
d Es gibt mehrere Faktoren die ich am Berg hoch fahren schätze, eine davon ist die, dass sich die Landschaft am Wegrand meist um ein vielfaches stärker verändert, wenn man in die Höhe klettert. Und da ich auf dem Rad etwas erleben möchte, mag ich dieses Landschaftskino ganz besonders.
Dass mir dieser Aufstieg ewig in bester Erinnerung bleiben wird, verdankt er nicht seiner Rekordlänge, sondern der Vielfalt der Landschaft, der Kurven, Kehren, Geröllfelder und Staumauern entlang seines Weges.
e There are several things I love bout climbing. One is that the landscapes changes so much more when you go up. That’s also what makes the climb to Lago del Narèt so unique – it’s way more then it’s record length.
locarnod In mediterranem Flair unter Palmen beginnt unsere kleine Expedition zum Ursprung der Maggia in Locarno am Lago Maggiore, knapp 200m über Meer.
Im untersten Teil des Tals wo sich die Maggia breit macht, kurz bevor sie in den Lago Maggiore führt, herrscht Lido-Stimmung; farbige Badetücher, Picknick-Körbe, spielende Kinder und Hunde, der gute Tropfen in der Maggia kühl gestellt und die Torta di Pane schmeckt nie besser wie jetzt.
Danach wird das breite Tal langsam schmaler, die Grottis seltener und nach Lavizzera erwartet uns die erste Ansammlung von Serpentinen-Kurven. Wie kleine Kinder freuen wir uns auf den Moment, wo die Strasse schmaler, die Strecke anspruchsvoller wird.
e Our lil trip began under the mediterranean palms in Locarno at the Lago di Maggiore, barely 200m  above sea level. In the beginning the valley is wide, people enjoy a swim, do Bar-BQs and just chill at the river. Then the valley slowly gets more narrow, the famous Grottis-Restaurants disappear and the first set of beautiful hairpin curves awaits us.
naret_trip2d Das Tal wird nun rauer, der im Tessin verbreitete dicke Urwald dominiert das Bild, ab und zu stechen Feldbrocken hervor. Die Maggia kämpft sich ihren Weg durch ein grobes Steinbeet und lädt ab und zu in kleinen Becken zum baden ein. In Mogno passieren wir die eindrückliche weiss-schwarze Marmor-Kapelle von Mario Botta, um der Maggia weiter nach Fusio zu folgen. Am Fusse des kleinen Bergdörfchens werden bei einer Kapelle nochmals Flaschen gefüllt und die Totenbilder bestaunt.
e The scenario gets rougher, forest takes the valley over. The river Maggia searches his way through huge rocks and invites you for a swim with a few smooth basins. In Mogno you find Mario Bottas impressive capel made of black and white marble. In Fusio we refill our biddons and check the death-dance paintings at an old church.
naret_trip3-2naret_trip4Photo: Michael Pfeiler
e Then we reach the first dam and Lago del Sambuco. Before the road gets all narrow after the dam a huge motorbike passes our group. Unfortunatly no one can understand the italian yelling. Short afterwards the road really kicks in. You can call it steep. Silence arrives the group. You can hear heavy breath and from far away some cow bells. When the trees slowly disappear a few cows follow us for a while. Then the roads gets moderate again – an opportunity to grap your bottle.
naret_trip5d Hier oben ist die Natur karger; vereinzelte Bäume und Felsen und dazwischen das saftige Gras. Die Strasse schlängelt sich hin und her und kämpft sich immer weiter nach oben. Und auch der Belag der Strasse, welche im Zuge der Staumauer-Erweiterungen gebaut wurde, wird rauer und brüchiger.
e Up here the scenery is meager, a few last trees, rough rocks and lots of lush grass. The road curls up between bigger cliffs. Also the surface of the road – once built to construct the three dams – gets more rough with each turn.
naret_trip7Photo: Jonas Jonasson
naret_trip8d Endlich ist die Baumgrenze erreicht und auch das Gras hat sein saftiges Grün verloren. Hier oben ist alles rau, karg und gezeichnet von den langen tiefen Wintertagen voller Schnee, welche hier wohl von November bis April dauern. Nichts erinnert hier an das Kaffee unter Palmen vor unserer Abfahrt.
Dann das Blau des Bergsees, ähnlich einer Fatamorgane scheint sich der Himmel in der kargen Landschaft zu spiegeln. Die letzten Reserven werden gezapft und die beiden Staumauer und der höchste Stausee auf einer Höhe von knapp 2’300m über Meer erreicht.
e Finally we leave the last tree behind. The grass isn’t that green anymore. Winter probably just left a few month ago. Nothing reminds of the mediterran feeling under palms at our start in Locarno.
Then the blue of the mountain lake – like a fatamorgana the sky seems to reflect in the rough landscapes. We give ourselves and the bike a last push and reach the 2 dams and the highest lake at almost 2’300m above sea level.
naret_trip9d Und wer erwartet uns hier oben? Der Motorradfahrer von vorher. Freudig winkt er mir zu. «Neeeeis Beik. Strada Bianca Style!» Es stellt sich heraus, dass der vielleicht 40 Jahre alte Mann ein leidenschaftlicher Fahrrad Fahrer ist, welcher uns unten an der ersten Staumauer vom steilen Anstieg warnen wollte. «Today motorbike, tomorrow real bike!» gibt er uns lachend zu verstehen. Dann zeigt er mir noch seine Rapha Marino-Socken, wir ziehen uns was warmes für die Abfahrt über (Fäbu…?!) und donnern in Richtung Locarno.
e And who awaits us up here? The motorbike-guy. With a warm smile he  winks and shouts with his italian accent: «nice bike – Strada Bianca Style!» . We find out he’s a passionate cyclist himself and that he wanted to warn us from the steep gradient at the button of the first dam. He leaves us with the promise «today motorbike, tomorrow real bike!» and the fact he wears Rapha merino-socks even on his motorbike. Then we all roll down smiling!
naret_trip6
© Text & Photos: Jan Mühlethaler | roja-Goodz 2016

 

2 Kommentare

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  1. Great stuff guys! Cycling enthusiasm at its best! Love to see and read more…von draussen, cheers Chris

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  2. Danke für diesen Artikel und eure Eindrücke. Die Definition von Leidenschaft (für’s Bergfahren) hätte man nicht treffender formulieren können. Meine Bucket List wurde soeben erweitert.

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