Race for Cakes

«So you ride for cakes??!»
«Ehm, no, we RACE for cakes!»

Der Morgen war noch relativ früh, die Sonne noch nicht allzu hoch über den Hügeln Mallorcas, als sich dieses Gespräch in der Küche von ma-13 abspielte.
Es war unser letzter Tag auf der Insel, bald würden Mika & ich uns auf den Heimweg machen müssen – aber noch blieb etwas Zeit, um das gemütliche Ambiente von Jan-Erics toller Rad-Oase zu geniessen. Und bei einem Kaffee dieser Frage nach zu gehen…

Am langen hölzernen Küchentisch sassen uns zwei professionelle Radrennfahrerinnen (aus dem Team Mitchelton-Scott) gegenüber. Und die beiden Vollblut-Radfahrerinnen wollten gerne wissen, wo rauf Mika & ich denn hier auf Mallorca trainieren würden. Zwischen einem Porridge und einem fabelhaften Kaffee von Jan-Eric kamen wir ins Gespräch. Die beiden Australierinnen beobachteten über die Tage, wie Mika und ich morgens auf unseren Rädern losfuhren, bevor das Morgenbuffet überhaupt angerichtet wurde – und abends zurück kamen, als es bereits am eindunkeln war.
Verständlich also, dass unsere nonchalante Antwort sie nicht befriedigte: «Training? Nah we don’t train!»

Wir fügten grinsend an, dass uns die Bäckereien am Strassenrand zu sehr interessierten, als dass man unsere Ausfahrten Trainings nennen könnte. Also erkundigten sich die beiden Australierinnen über unsere Routenwahl und je länger das angeregte Gespräches dauerte, desto deutlicher wurde, dass die beiden Profis sich keinen Reim aus dem ganzen machen konnten. Was wir seit Jahren auf dem Rad zelebrieren, schien ihnen doch recht exotisch.

Wir lieben die Geschwindigkeit, lieben es vollgas irgendwelche Hügel oder Berge hoch zu düsen – bis wir an einer Bäckerei vorbeikommen. Dann schlagen wir uns ungeniert die Bäuche voll. Um dann etwas angeschlagen den nächsten Pass in Angriff zu nehmen. Es kann schon mal vorkommen, dass wir auf der Abfahrt spontan beschliessen, unten am Berg kehr zu machen um auch noch die Haarnadel-Kurven auf der anderen Seite zu erklimmen.
Nein, wir kümmern uns weder um Effizienz noch folgen wir einem Trainingsplan – und doch bereiten wir uns akribisch auf unsere Ausfahrten vor, sind gut ausgerüstet und legen lange Fahrten mit möglichst vielen Höhenmeter hinter uns – just for the fun of it & bisschen Kuchen!

Das nächstes Mal, wenn ich einen Radprofi am Fernsehen beneide, weil sich das Renngeschehen wieder ein Mal taktisch überschlägt, ja dann denke ich daran, dass er im Training nicht immer Hügel hoch heizen darf, und schon gar nicht für Kuchen sprinten.
Auch mitten in einer langen Ausfahrt spontan mit den Einheimischen auf einer Veranda lokale kulinarische Feinheiten schlemmern käme wohl beim Trainings-Debriefing kaum gut an.
Ich werde weiterhin unsere geheime Arbeitsteilung respektieren; wir jagen die Kuchen, ihr die Pokale!

Photos & Text: Jan Mühlethaler
© roja-Goodz 2019

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

%d Bloggern gefällt das: