Eigentlich wollten wir ja nach Frankreich, planten eine petite Tour de France.
Aber Mika’s rechte Knie meldete sich unheil aus der Winterpause zurück. Nachdem eine Zwangspause und diverse Physiotherapeuten auch keine merkliche Besserung brachten, mussten wir Wohl oder Übel dieses aventure cyclisme aufschieben.
Da wir unsere Fahrten über die berühmt-berüchtigten französischen Alpenpässe aus langer Hand planten, hatten wir nun zumindest Fahrrad-reservierte-Zeit in unseren Agenden und den VW-Bus meiner Eltern.
Dies nutzten wir für einen spontanen Abstecher in den gebirgigen Osten unseres Landes.
So kam es, dass wir unsere Bäuche auf der Albula Passhöhe mit Milchreis füllten um dann auf unseren Rädern mit Extragewicht runter nach La Bunt Cahmues-ch zu kurven. Spätestens im Aufstieg zum Flüelapass (2383m) blies uns ein anderer Wind entgegen. Und wie! Was wunderten wir uns, wie der Wind bloss in dieser Stärke den Berg runter blasen konnte?!
Über Davos machten wir uns in Richtung Albulapass (2312m). In Begrün meldete sich Mika’s Knie unter all dem blauen Tape zurück. Alleine machte ich mich auf in Richtung VW-Bus auf der Passhöhe. Auf in einen der eindrücklichsten und schönsten Aufstiege der Schweiz. Von dichtem Wald, Bergbach, steile Schluchten, Serpentinen, wunderschöne Bahnviadukte, Bergseechen bis hin zu karger Kraterlandschaft ganz oben bietet der Albulapass von der Nordseite her einfach alles!
Kühe auf der Passhöhe rundeten den Sightseeing-Effekt ab. Zurück in Begrün gönnten wir uns verschwitzt und glücklich eine grosse Pizza und Kaffee unter einem alten Baum. Bald darauf verschwanden wir in unserem Bus in der Nacht und unter einem der wunderschönen Bahnviadukte.
Der Bach neben dem Bus plätscherte so laut, dass man sein eigenes Wort kaum verstand. Den bewältigten Höhenmeter war es zu verdanken, dass wir trotzdem problemlos einschliefen.
Mika unterwegs nach Bergün
Nach einem reichlichen Frühstücks-Picknick machten wir uns auf in Richtung Berninapass (2328m). Kaum in La Bunt Cahmues-ch machten sich erste Ermüdungserscheinungen in unserem linken Arm bemerkbar. Im Minutentakt nämlich kreuzten uns andere Cyclistes. Die wir – wie es sich gehört – artig und freundlich grüssten. Doch unsere linke Hand berührte kaum noch den Lenker. Vor Passhöhe waren wir uns einig, dass irgend ein Radmarathon genau die gleiche Route, nur in umgekehrter Richtung abfahren musste.
Nach einem schönen Aufstieg hoch zum Forcola di Livigno (2315m) machten wir einen kurzen Abstecher nach Italien. Die Rad-Marathon-Teilnehmer wurden seltener, und wir gönnten uns in Luwin einen Espresso.
Gestärkt ging es zurück in die Schweiz und über den Ova Spin (1896m) nach Zernez wo uns eifrige Helfer in Richtung Zieleinfahrt des Radmarathons lotsen wollten.
Dankend lehnten wir ab und kämpften uns gegen den Wind in Richtung La Bunt Cahmues-ch zurück, wo uns erneut Rennteilnehmer in Scharen entgegen kamen.
Auch die Südseite des Albulapass ist die Mühe wert. Und diesmal konnte man sich oben noch am Verpflegungsposten des Radmarathons stärken.
So kamen Mika und ich doch noch auf unsere Kosten – die französischen Alpen werden folgen!
jan am Flüelapass | Photo: Mika
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